Firefox 142 schaltet PWAs auf Windows frei – zu spät oder genau richtig?
Firefox 142 integriert erstmals Progressive Web Apps (PWAs) für Windows-Nutzer – ein Schritt mit weitreichenden Folgen für Web, Apps und digitale Selbstbestimmung.

Warum Firefox jetzt auf Progressive Web Apps setzt
Das neue Firefox-Update auf Version 142 markiert einen Wendepunkt: Mozilla öffnet seinen Browser für Progressive Web Apps (PWA) unter Windows. Damit holt Firefox auf, was vor allem Chrome und Microsoft Edge schon seit Jahren bieten. Nutzer können fortan beliebte Webseiten wie Gmail, Spotify oder Projektmanagement-Tools in der Windows-Taskleiste ablegen, als eigenständige Anwendungen starten und unabhängig vom klassischen Browserfenster nutzen. Dieser Schritt ist mehr als nur eine Komfortfunktion – er ist eine strategische Weichenstellung in Mozillas Kampf um Relevanz im Browsermarkt, zumal PWAs im digitalen Alltag zunehmend den Platz nativer Apps einnehmen. Gleichzeitig berührt diese Entwicklung zentrale Fragen von Nutzerfreiheit, Offenheit des Webs und digitaler Souveränität. Denn Mozilla versucht damit, ein Stück Kontrolle zurückzugewinnen in einer Welt, die immer stärker von geschlossenen Ökosystemen wie App-Stores dominiert wird.
Firefox 142 und die neue Freiheit für Web-Apps
Mit Firefox 142 rüstet Mozilla erstmals Windows-Unterstützung für PWAs nach – bislang ein langjähriger Kritikpunkt gegenüber Chrome und Edge. Was wie eine technische Randnotiz wirkt, kann für Nutzer eine Neudefinition des App-Begriffs bedeuten. Statt Anwendungen ausschließlich über App-Stores zu beziehen oder dauerhaft in Tabs gefangen zu sein, lassen sich nun Webdienste direkt in der Taskleiste platzieren und in eigenen Fenstern öffnen. Das funktioniert etwa mit Messenger-Diensten wie Discord, Kollaborationsplattformen wie Jira oder Streamingdiensten wie Spotify.
Der Vorteil: Die Web-Apps erscheinen wie native Windows-Anwendungen, sind aber nicht an proprietäre Store-Systeme gebunden. Gleichzeitig profitieren sie von Firefox’ besonderem Ruf: konsequente Datenschutzorientierung, transparente Open-Source-Entwicklung und eine lebendige Community hinter dem Projekt. Natürlich ist die Umsetzung nicht vollständig ausgereift – so fehlen derzeit Unterstützung für Linux und macOS sowie für Private-Browsing- und Container-Tab-Funktionen. Dennoch: Mit Firefox 142 holt Mozilla seinen Rückstand auf und signalisiert, dass man auch im App-Zeitalter eine offene Alternative zu den dominanten Plattformen Google und Microsoft darstellen will.
Weiterführende Links
- Mozilla Firefox Produktseite (Offizielle Informationen zu Funktionen und Updates von Firefox)
https://www.mozilla.org/de/firefox - Progressive Web Apps bei MDN (Technische Einführung und Entwicklerdokumentation zu PWAs)
https://developer.mozilla.org/de/docs/Web/Progressive_web_apps - EU Digital Markets Act (Offizielle Infoseite der Europäischen Kommission zum DMA)
https://digital-strategy.ec.europa.eu/de/policies/digital-markets-act - Chrome PWA-Dokumentation (Vergleichbare Implementierung bei Google Chrome, offizielle Entwicklerinfos)
https://developer.chrome.com/docs/lighthouse/pwa - Microsoft Edge PWAs (Offizielle Anleitung zur Nutzung von PWAs in Edge)
https://learn.microsoft.com/de-de/microsoft-edge/progressive-web-apps
Basis-Infos: Die Fakten im Überblick
- Unterstützte Plattform: nur Windows, keine Linux/macOS-Unterstützung.
- Aktivierung: über about:preferences#experimental oder via about:config.
- Wichtige Einstellung:
browser.taskbarTabs.enabled
muss auf „true“ gesetzt werden. - Installation: Webseiten lassen sich über das Menü als Taskleisten-Apps hinzufügen.
- Speicherort: Startmenü-Verknüpfungen liegen unter
C:\Users$$USERNAME]\AppData\Roaming\Microsoft\Windows\Start Menu\Programs\Firefox Web Apps
. - Einschränkungen: keine Kompatibilität mit Firefox MSIX-Version, keine Unterstützung im Private Browsing, keine Container-Tabs.
- Add-ons: funktionieren größtenteils auch innerhalb von PWAs.
Tipps für Nutzer
Wer PWAs in Firefox 142 testen will, sollte folgende Schritte beachten:
- Den neuesten Firefox 142 installieren und ein normales Setup (nicht MSIX) verwenden.
- Unter about:preferences#experimental die Funktion „Add sites to your taskbar“ aktivieren.
- Nach einem Browser-Neustart ein gewünschtes Webangebot aufrufen und über das Menü „Zur Taskleiste hinzufügen“ auswählen.
- Für Ordnung sorgen: Über das Startmenü oder den angegebenen Dateiordner lassen sich Web-Apps auch wieder deinstallieren beziehungsweise Verknüpfungen löschen.
- Im Alltag empfiehlt sich die Nutzung für häufig genutzte Dienste – etwa E-Mail, Messenger oder Projektmanagement-Plattformen –, um fokussierter und ablenkungsfreier zu arbeiten.
Politisch und regulatorisch relevante Fakten
Die Einführung von PWA-Support in Firefox fällt in eine Zeit, in der europäische und internationale Regulierungsbehörden stärker gegen digitale Monopole und Plattformabhängigkeit vorgehen. Der EU Digital Markets Act (DMA) verpflichtet große Anbieter wie Google und Apple, alternative App-Distributionswege zuzulassen. In diesem Kontext erhält Mozillas Schritt politisches Gewicht: Nutzer können Dienste jenseits der App-Stores installieren und nutzen – ein Beitrag zur digitalen Selbstbestimmung. PWAs stehen damit exemplarisch für die Idee eines offenen Webs, in dem Software nicht an zentrale Gatekeeper gebunden ist.
FAQ
Was sind Progressive Web Apps (PWAs)?
PWAs sind Webanwendungen, die sich wie native Apps verhalten: installierbar, offlinefähig und mit eigenem Fenster. Sie werden nicht über App-Stores, sondern direkt über den Browser verwaltet.
Warum ist die Integration in Firefox so wichtig?
Mozilla schließt damit eine Lücke, die Nutzer jahrelang kritisierten. Bislang boten nur Chrome und Edge unter Windows vollen PWA-Support. Firefox 142 bringt Nutzerflexibilität zurück.
Welche Einschränkungen gibt es?
Aktuell laufen PWAs nur unter Windows, nicht in Private-Browsing-Modi oder Container-Tabs. Zudem ist die MSIX-Version von Firefox ausgeschlossen.
Wie unterscheidet sich Firefox von Chrome/Edge im Umgang mit PWAs?
Während Chrome und Edge PWAs stark mit Microsoft- und Google-Diensten verknüpfen, setzt Firefox auf Offenheit, Datenschutz und Unabhängigkeit – ein Pluspunkt für Anwender, die digitale Kontrolle selbst behalten möchten.
Wird es langfristig auch PWA-Support für Linux oder macOS geben?
Mozilla hat angedeutet, künftig Plattform-Support auszuweiten, konkrete Zeitpläne wurden aber noch nicht veröffentlicht.
Geschmäckle
Die Integration von Progressive Web Apps in Firefox 142 ist zweifellos ein strategisch wichtiger Schritt, doch er wirft auch Fragen auf. Mozilla positioniert sich als Verteidiger eines offenen, freien Webs – doch wie nachhaltig ist diese Position, wenn man gleichzeitig jahrelang mit PWA-Support zögerte? Viele Nutzer sind längst in die Ökosysteme von Google und Microsoft eingewandert. Firefox läuft Gefahr, nur aufzuholen, statt wirklich neue Maßstäbe zu setzen.
Auch technisch bleibt die Lösung unvollständig. Beschränkung auf Windows, fehlende Unterstützung für Container-Tabs und ein erkennbarer Bruch in der UI-Integration zeigen, dass die Funktion eher experimentellen Charakter hat. Insofern besteht die Gefahr, dass Mozilla Erwartungen weckt, die man mittelfristig nicht erfüllen kann. Wenn Nutzer enttäuscht abspringen, stärkt das letztlich nur die Dominanz der Wettbewerber, gegen die man eigentlich antritt.
Gesellschaftlich zeigt die Entwicklung jedoch in eine wichtige Richtung: Apps abseits der Stores sind ein Signal gegen Monopolisierung und für digitale Vielfalt. Gerade im Lichte des Digital Markets Act verdeutlicht Firefox 142, dass Regulierung und technologische Alternativen Hand in Hand gehen müssen, um Menschen echte Wahlfreiheit im digitalen Alltag zu garantieren. Mozilla muss jedoch konsequent nachlegen, sonst bleibt PWAs in Firefox ein nettes, aber folgenloses Experiment.
Fazit
Firefox 142 bringt eine Funktion, die nicht weniger als symbolisch ist: Progressive Web Apps, erstmals unter Windows. Damit verkürzt Mozilla den Abstand zu Chrome und Edge, gibt Nutzern mehr Freiheit und unterstützt den politischen Ruf nach Pluralität im digitalen Ökosystem. Doch die Umsetzung ist noch begrenzt, die Zukunft ungewiss. Der eigentliche Wert liegt weniger in der Technik selbst als in der Botschaft: Offene Standards und Unabhängigkeit sind möglich – trotz der Dominanz weniger Konzerne. Fortschritt bedeutet hier nicht nur Komfort, sondern auch die Verteidigung des offenen Webs gegen eine wachsende Plattform-Kontrolle. Entscheidend wird sein, ob Mozilla den eingeschlagenen Weg konsequent weitergeht – und ob Nutzer bereit sind, die neue Freiheit auch wirklich zu nutzen.
Quellen der Inspiration
- Mozilla Foundation (2025 – Offizielle Release Notes und Projektbeschreibung zu Firefox 142)
https://www.mozilla.org/firefox/releases - Europäische Kommission (2022 – Einführung und rechtliche Grundlage des Digital Markets Act)
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A32022R1925 - MDN Web Docs (2025 – Entwicklerdokumentation zu PWAs und Web-Standards)
https://developer.mozilla.org/en-US/docs/Web/Progressive_web_apps - Electronic Frontier Foundation (2023 – Bericht zu Nutzerrechten und digitaler Plattformkontrolle)
https://www.eff.org/issues/open-web - Universität Oxford, Oxford Internet Institute (2024 – Studie zu Offenheit digitaler Ökosysteme und Regulierung)
https://www.oii.ox.ac.uk